Das Siglo de Oro, das „Goldene Zeitalter“, der Übergang von der Renaissance zum Barock, eine Epoche der hohen Blüte in Kunst und Kultur. Im „Goldenen Zeitalter” ging im Weltreich Spanien die Sonne nicht unter. Lucas Ruiz de Rbayaz legte in Madrid 1677 eine Sammlung von populären Tänzen aus dem Spanien des 16. Jahrhunderts an. Luz Y Norte – Eine Laterne und ein Leitstern, die einen durch die Musik der Spanischen Harfe führt. Das Vorwort umfasst eine ausführliche Instruktion über die Spieltechnik und Notation der spanischen Arpa de dos Ordenes. Die Kompositionen, Chaconas, Zarabandas oder Matachines, eindeutig lateinamerikanischen Ursprungs. Barocke Tanzmusik aus Spanien, Italien, Südamerika und dem maurischen Afrika, die klingenden Rythmen wie Gallardas, Chaconas, Folias, Españoletas, Canarios, Tarantela, natürlich auch die Xácara. Im Königreich Neapel, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Provinz des spanisch-habsburgischen Weltreich, vermischt sich die spanische Kultur der Harfe des Siglo de Oro vorallem in der Santa Casa dell Annunziata mit der hochkarätigen Kunstmusik Roms. Die Harfenvirtuosen entwickeln in Neapel die Musik für Tasten- und andere Instrumente weiter.
Giovanni de Macque (1548 – 1614), als Sängerknabe in der Wiener Hofkapelle ausgebildet, wurde er nach dem Stimmbruch in das Jesuitenkolleg aufgenommen. Es dürften Ordensleute gewesen sein, die ihm den Weg nach Rom ebneten. Dort tritt er in einem Sammeldruck mit Madregalen das erste Mal in Erscheinung. Sein in Neapel lebender Beichtvater war der Herausgeber seines Tempio Armonico und ermöglichte ihm eine Anstellung beim Fürsten von Venosa, Fabrizio Gesualdo. Der überaus umsichtig seine Karriere planende de Macque, erlangte die Stelle des zweiten Organisten an der Santa Casa dell Annunziata in Neapel. Der famose Musiktheorielehrer war dort Lehrer von G.M. Trabaci und A. Mayone.
Girolamo Frescobaldi (1583-1643), hat seinen immensen zeitgenössischen Ruhm in der Hauptsache seinen Instrumentalkompositionen zu verdanken, mit denen er deren endgültige Emanzipation von der vokalen Musik besiegelte. “ Mit meinen in Partitur oder in Tabulatur gedruckten Werken von Capricci und aller Art Inventionen habe ich stets der Welt bewiesen, daß es mein sehnlichster Wunsch war, daß jeder, der meine Werke sieht und studiert, davon befriedigt sei und daraus einen Nutzen ziehe“
Ascanio Mayone (ca. 1565 – 1627), Schüler von Jean de Macque und von dem damals sehr berühmten neapolitanischen Harfenisten Gian Leonardo dell‘ Arpa, betätigte sich auch als Harfenist und Komponist für die damals überaus beliebte doppelreihige chromatische Harfe (Arpa a` due ordini). In den Toccaten und einigen Variationen redet der Komponist eine überraschend subjektive, affektgeladene und gebärdenreiche Sprache, die zuweilen im ziemlich bizarren, zackigen und verschnörkelten Spielformen, in Trillerketten und Bravourpassagen zum Ausdruck kommt. Aufgrund seiner oftmals sehr weit auseinander liegenden Intervalle und Akkordspannungen, welche nur durch Arpeggieren auszuführen eignen sich ausgezeichnet zur Wiedergabe auf der Harfe.Mayone brachte eine weit in die Zukunft weisende Stilsynthese zuwege, die von starker Einwirkung auf die Kunst Frescobaldis gewesen ist. Mit seinen virtuosen Kompositionen war der Neapolitaner Ascanio Mayone einer der bedeutenden Musiker zur Jahrhundertwende vom 16. zum 17. Jahrhundert. Die erste Quelle für neapolitanische Harfenmusik ist die in seinem Libro II enthaltene „Recercar sopra il canto fermo di costantio festa e per sonar all Arpa“.
Die Musik von Giovanni Maria Trabaci (1575 – 1647) für Tasten- und andere Instrumente hat aufgrund ihrer starken Ähnlichkeit zu den Werken Frecobaldis und Mayones stets die größte Aufmerksamkeit gefunden. Über 160 Stücke konnten bisher identifiziert werden. Wie sein Kollege Mayone widmet auch Trabaci einige Stücke den experimentellen cimbalo cromatico und der Arpa dopia. Er gehörte einer Epoche an, in der auf der Basis des gelehrten Kontrapunktes mit starken Kontrasten kompositorisch experimentiert wurde. In seinen Instrumentalwerken beweist er mehr als in seiner Vokalmusik, dass er neben de Macque und Gesualdo zu den Protagonisten der Epoche gehörte.
Ana Zauner-Pagitsch Tripelharfe